World Digital Library

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
World Digital Library
Download-Portal für bedeutsame Dokumente der Weltkultur
Sprachen arabisch, chinesisch, englisch, französisch, portugiesisch, russisch, spanisch
Betreiber Vereinigte Staaten, UNESCO
Redaktion Library of Congress
Registrierung offen zugänglich
Online seit 21. Apr. 2009
https://www.wdl.org/

Die World Digital Library, auf Deutsch „Digitale Weltbibliothek“, ist ein Projekt der US-Nationalbibliothek Library of Congress und der UNESCO. Die World Digital Library stellt kulturell herausragende Dokumente aus aller Welt über das Internet kostenlos und für jedermann zur Verfügung.

Das Ziel des Projektes ist es, mit den Materialien das kollektive digitale Gedächtnis der Menschheit zu bewahren und das internationale und interkulturelle Verständnis zu fördern. Ausdrücklich werden auch Nationen gefördert, die nicht zur westlichen und englischsprechenden Welt gehören. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Kulturen des Nahen Ostens gelegt.

Diese kulturellen Ressourcen sollen Lehrkräften, Schülern und Interessenten offenstehen und zur wissenschaftlichen Forschung beitragen.

Zudem soll die Menge und die Vielfalt des kulturellen Inhaltes im Internet erweitert und die digitale Zusammenarbeit der Partnerinstitutionen zwischen und innerhalb der beteiligten Länder aufgebaut und verbessert werden.

Nach mehr als 20 Jahren Abwesenheit waren die USA 2003 in die UNESCO zur ständigen Mitarbeit zurückgekehrt. Als Nationalkommissar der USA für die UNESCO wurde der Leiter der Kongressbibliothek James Hadley Billington nominiert. Bei seiner ersten Teilnahme an der Jahreskonferenz im Juni 2005 wurde er zu einem Plenarvortrag eingeladen. Sein Vortrag war mit A View of the Digital World Library[1] betitelt und er entwarf eine Vision, dass die reichen Sammlungen der Institutionen und Bibliotheken der Welt wieder zurückgegeben werden sollten.

Google Inc. wurde der erste Teilnehmer dieser Public Private Partnership und spendete 2005 drei Millionen Dollar zur Entwicklung der World Digital Library.

“[…] institutions, libraries, and museums have preserved could be given back to the world free of charge and in a new form far more universally accessible than any forms that have preceded it.”

„[…] Institute, Bibliotheken und Museen haben aufbewahrt und könnten es der Welt gratis zurückgeben und dies in einer Form, die universeller zugänglich ist als jegliche Formen, die es vorher gab.“

James H. Billington in seinem Vortrag vor dem Plenum der UNESCO

Auf der Jahreskonferenz der Nationalkommission 2006 legte der Seniorreferent der Kongressbibliothek John Van Oudenaren einen Projektplan vor. Damit konnte die Initiative Billingtons in die Tat umgesetzt werden. Zunächst wurden von den beteiligten Partnern die Grundlagen in vier Hauptbereichen beraten.

  • technische Struktur
  • Auswahl
  • Führung
  • Finanzierung

Im Dezember 2006 trafen sich 45 Direktoren und technische Leiter von Nationalbibliotheken mit weiteren Kultur- und Bildungsrepräsentanten in Paris, um die Entwicklung der Digitalen Weltbibliothek zu diskutieren und das Projekt in Angriff zu nehmen. Die Teilnehmer bildeten Arbeitsgruppen für jeden dieser vier Projektbereiche, um die Anforderungen zu formulieren.

Realisierungsphase

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Planungsprozess wurde mit einem Treffen der Arbeitsgruppen in der ersten Hälfte von 2007 fortgesetzt, weitere Experten für Digitalbibliotheken wurden hinzugezogen. Informatiker, Spezialisten aus der Bibliothekswissenschaft und der Webentwicklung, sowie Experten der Geldbeschaffung führten die Projektarbeit weiter. Diese Arbeitsgruppen legten ihre Ergebnisse im Juli 2007 in einer WDL-Gruppe zusammen und erstellten eine Präsentation über die Struktur des Webauftritts.[2] Diese Ausarbeitung wurde am 17. Oktober 2007 in Paris auf der 34. Sitzung der UNESCO als WDL-Präsentation vorgelegt. Der Prototyp der digitalen Weltbibliothek wurde von den UNESCO-Delegierten getestet. Während dieser Tagung unterzeichnete der Direktor der Kongressbibliothek, James H. Billington, und der stellvertretende UNESCO-Direktor für Kommunikation und Information, Abdul Waheed Khan, ein Abkommen zur weiteren Arbeit.

Anfang September 2008 entschloss sich die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) mit der US-Kongressbibliothek bei der Entwicklung der WDL zusammenzuarbeiten. Ihr Generalsekretär José Miguel Insulza unterzeichnete gemeinsam mit dem Kongressbibliothekar James Billington einen Vertrag über Zusammenarbeit am OAS-Sitz.

Im folgenden Zeitraum bis zum Frühjahr 2009 konnten knapp 40 Partner zur Mitarbeit gewonnen werden. Neben den Gründungsmitgliedern sind die Nationalbibliotheken von Ägypten, Brasilien, China, Frankreich, Irak, Israel, Russland, Serbien, Schweden und Uganda beteiligt. Die Bibliotheca Alexandrina beteiligt sich mit der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA).[3]

Am 21. April 2009 wurde die World Digital Library in Paris durch UNESCO-Generaldirektor Kōichirō Matsuura und den Leiter der Library of Congress James Hadley Billington offiziell eröffnet.[4]

In das Projekt werden Manuskripte, Karten, seltene Bücher, Musik, Tonaufnahmen, Filme, Fotos und Architekturpläne und weitere Dokumentenarten aufgenommen. Eine Suche ist im Volltext über ein Eingabefeld und auch grafisch möglich. Mit einer Zeitleiste kann der Zeitraum der Ergebnissuche eingeschränkt werden. Für die Vorauswahl wird eine Weltkarte zur Auswahl von Regionen angeboten.

Das ausgewählte Dokument kann mit einem Zoom auf Einzelheiten in der hochaufgelösten Version durchsucht werden. Zu den digitalisierten Originaldokumenten ist ein erläuternder Erklärungstext vorhanden.

Im Kopf der Internetseite befinden sich in der englischen Fassung die Suchvorgaben

  • Place (Ort, Region),
  • Time (Zeitraum),
  • Topic (Stichwort),
  • Type of Item (Kategorie),
  • Institution (Partnerinstitut).

Projektsprachen sind die sechs offiziellen UNO-Sprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch sowie zusätzlich Portugiesisch, die Sprachauswahl ist über eine Auswahleingabe möglich. In einem weiteren Eingabefeld lassen sich Stichworte für eine Volltextsuche eingeben. Bei erfolgter Dokumentauswahl werden verwandte Dokumente (related items) angeboten.

Die Barrierefreiheit wurde nach den Empfehlungen der Web Content Accessibility Guidelines 2.0 umgesetzt.

Die World Digital Library und das europäische Portal Europeana sind zwei getrennte Projekte und haben verschiedene Zielsetzungen. Europeana deckt vor allem digitale Sammlungen über Europa in europäischen Bibliotheken, Archiven und Museen ab. Die World Digital Library wird kulturell und historisch besonders bedeutsame Inhalte aus allen 193 Mitgliedsländern der UNESCO anbieten.[5] Die vorwiegend als TIFF- und PDF-Dateien gespeicherten Objekte werden nicht aus den originalen Standorten verlinkt, sondern liegen auf gesonderten Servern der WDL.

Beim Start enthielt die WDL 1170 Objekte, bereits zwei Tage später wurden 1358 Objekte gemeldet. Billington sagte hierzu: „Es ist ein offener Prozess.“ Demgemäß gibt es auch keine Zielgröße.[6]

Partner des Projektes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsche, österreichische und schweizerische Institutionen haben Ende April 2009 Objekte angemeldet; einige sind inzwischen als Projektpartner beteiligt.

Bibliothek Standort
Bibliotheca Alexandrina Ägypten
Brown University USA
Zentrum für Geschichtsstudien Mexikos USA
Qatar Foundation Katar
Columbus Memorial Library USA
International Federation of Library Associations and Institutions international
Nationalbibliothek und Archiv Iraks Irak
John Carter Brown Library USA (Rhode Island)
König Abdullah Universität für Wissenschaft und Technologie Saudi-Arabien
US-Kongressbibliothek USA
Mamma Haidara Commemorative Library Mali
National Archives and Records Administration USA
National Central Library Taiwan
National Diet Library Japan
Ägyptische Nationalbibliothek und -archiv Ägypten
US-Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte USA
Nationalbibliothek Brasiliens Brasilien
Chinesische Nationalbibliothek China
Französische Nationalbibliothek Frankreich
Israelische Nationalbibliothek Israel
Russische Nationalbibliothek Russland
Serbische Nationalbibliothek Serbien
Nationalbibliothek Schwedens Schweden
Nationalbibliothek Ugandas Uganda
Königliches Institut für Südostasien und die Karibik der Niederlande Niederlande
Russische Staatsbibliothek Russland
St. Mark Coptic Library USA (Ohio)
Tetouan-Asmir Association Marokko
Universitätsbibliothek Bratislava Slowakei
Universitätsbibliothek Pretoria Südafrika
Wellcome Library Großbritannien
Universitätsbibliothek von Yale USA
Bibliothek des Präsidenten B. N. Jelzin Russland
Österreichische Nationalbibliothek Österreich
Bayerische Staatsbibliothek Deutschland
Staatsbibliothek zu Berlin Deutschland
Universitätsbibliothek Heidelberg Deutschland
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Deutschland
Commons: World Digital Library – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. A View of the Digital World Library. Abgerufen am 5. Mai 2017.
  2. World Digital Library Demonstration. (PDF) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2009; abgerufen am 17. November 2013.
  3. Website der IFLA
  4. Spiegel Online: Weltgeschichte in 1170 Bildern vom 21. April 2009.
  5. World Digital Library: Frequently Asked Questions
  6. Netzeitung am 23. April 2009 (Memento vom 24. September 2011 im Internet Archive)